DÜLMEN Die EU-Kornmission rechnet damit, dass die Wirtschaft in der Eurozone wegen der Corona-Krise in diesem Jahr um 7,7 Prozent schrumpft, für Deutschland geht sie von einem Absturz des Bruttoinlandsprodukts von 6,5 Prozent aus. Die Zeichen stehen also auf wirtschaftlicher Talfahrt.
Und wie ist die Lage in Dülmen? Über die Stimmung bei den Unternehmern und das neue Straßenbild im Dernekamp sprach DZ-Redakteurin Kristina Kerstan im Interview mit Klaus Göckener, dem Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Dülmener Unternehmer (IDU).
Wie würden Sie, als IDU-Vorsitzender, derzeit die Stimmung in der Dülmener Unternehmerschaft beschreiben?
Klaus Göckener: Die Stimmung ist gemischt bei den Unternehmern. Die Gastronomie ist aktuell stark betroffen, gerade mit Blick auf die Verlängerung des Lockdown bis mindestens zum kommenden Wochenende. Die Lage ist aktuell schon sehr angespannt in dem Bereich.
Ihr Unternehmen sitzt im Dernekamp, Dülmens größtem Industriegebiet. Wie hat sich dort das Bild seit Beginn der Corona-Krise verändert?
Göckener: Man merkt schon, dass auf den Straßen, gerade im Gewerbepark Dernekamp, weniger los ist, abgesehen vom Wertstoffhof. Da zeigt sich schon, dass die Leute mehr Zeit haben, und aufgrund der Schutzmaßnahmen, dürfen ja auch nicht viele Kunden gleichzeitig auf das Gelände des Wertstoffhofes, welches dann natürlich größere Rückstaus mit sich bringt.
In der IDU sind große Betriebe und kleine Unternehmen gleichermaßen organisiert. Trifft sie alle die Corona-Krise gleich hart?
Göckener: Ich glaube schon, dass es sowohl die großen Betriebe, wie auch die kleineren Betriebe gleich hart trifft. Die größere n Betriebe haben oft mit dem Ausland zu tun, was ja gerade nicht gut funktioniert. Bei den kleineren Betrieben kommt es oft vor, dass sie gerade ihre Wartungsarbeiten oder Ähnliches nicht durchführen können, da die Kunden natürlich auch verhalten sind. Auch werden Aufträge, die schon geplant sind, verschoben oder storniert.
Welche Hilfe erhoffen sich die Unternehmer in dieser Lage von der Stadt Dülmen?
Göckener: Ich persönlich bin mit der Stadt im Dialog, um zu schauen, wo kann man wie angemessen helfen.
Wie gehen Sie persönlich als Unternehmer mit der Corona-Krise um?
Göckener: Ich persönlich stand Anfang März auf ein mal vor der Situation, dass alles storniert wurde und wir aktuell keine Aufträge hatten. Dann habe n wir uns betriebsintern Lösungen und Ansätze überlegt. Bei diesem Brainstorming ist unter anderem das "Projekt Wohnzimmer" entstanden. Daneben betreuen wir technisch aktuell drei Autokinos, bei denen auch andere Veranstaltungen durchgeführt werden.
Gibt es irgendetwas, was Ihnen ill der aktuellen Lage Mut macht?
Göckener: Mut macht, dass mir wenig negative Stimmung zugetragen wird, eher, dass ich alle überlegen: Was kann man am beten aus der Lage machen? Alle werden kreativ, und dabei kommen gute Ideen rum.
Könnten Sie einige konkrete Beispiele für solch kreative Ansätze nennen?
Göckener: In der Gastronomie wurde schnell eine OnIineplattform eingerichtet, inklusive Lieferervice, der ja auch gut angenommen wird. Nach dem Motto: Kann der Kunde nicht zu ins in den Laden, so kommt das Essen zu ihm. Auch über Dülmen Marketing und die Viktor GmbH wurde eine Serviceplattform mit Lieferservice des Einzelhandel ins Leben gerufen. Wir von MP-Veranstaltungstechnik haben das "Projekt Wohnzimmer" zusammen mit den Mitarbeitern in Leben gerufen, auch hei verschiedenen Autokinos bietet man weitere Veranstaltungen wie Comedy und Lesungen an. So haben wir kürzlich in Münster eine Veranstaltung mit Götz Alsmann, zu der das Publikum mit dem Pkw kam, begleitet. Das einzig schwierige ist, dass keiner weiß wie es wann wirklich richtig weiter geht. Aber gerade bei den Unternehmern hier in Dülmen wird da Thema sehr ernst genommen und die Hygiene-Vorschriften eingehalten. Ich persönlich freue mich schon darauf, wenn es wider richtig losgeht.
Bericht in der Dülmener Zeitung am 14. Mai 2020